Mehr Platz fürs Rad zwischen Hainichen und Bockendorf
Seit Dienstag prangt in der Ortsmitte von Bockendorf fünf Kilometer südlich von Hainichen ein Banner mit der Aufschrift "Radwegbau jetzt".
An der Staatsstraße 201, die quer durch den Ort führt, fehlt seit langem ein Radweg. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und der Kulturwerkstätten JohannesHof e.V. aus Bockendorf setzen sich nachdrücklich für mehr Sicherheit ein. Niemand soll beim Radfahren Angst vor Unfällen haben.
"Die Politik redet viel von nachhaltigem Wirtschaften und CO2-armem Verkehr. Eine grundlegende Voraussetzung dafür ist aber, dass man den Leuten ein funktionierendes Angebot macht. Ein gut ausgebautes Radwegenetz ist wichtig für die Wege im Alltag, zum Beispiel zur Schule oder auf Arbeit. Es trägt darüber hinaus auch zur Entlastung des Straßenverkehrs bei und fördert auch den Tourismus", betont Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. "Viele Menschen wollen mehr Wege mit dem Rad zurücklegen, Bewegung und Mobilität verbinden. Aber sie haben Angst vor Unfällen, weil sichere Wege fehlen."
Die sächsische Radverkehrskonzeption sieht an der Strecke bisher keinen Radweg vor, wie fast überall im Landkreis. Der ADFC fordert, dass an Überlandstraßen ohne Radweg zumindest die Höchstgeschwindigkeit von Tempo 100 auf 70 herabgesetzt wird. Das verkürzt im Ernstfall den Bremsweg fast um die Hälfte und schafft Sicherheit, auch wenn der Radweg noch nicht gebaut ist.
"Als soziokulturelles Zentrum an einer stark befahrenen Straße mit regelmäßigen Geschwindigkeitsübertretungen machen wir uns natürlich Gedanken um die Sicherheit unserer Besucher*innen. Ein hohes und schnelles Verkehrsaufkommen widerspricht unserem Prinzip des niedrigschwelligen Kulturangebotes. Radfahrer sind bei uns besonders willkommen. Neben einer Verkehrsberuhigung durch Temporeduzierung steht Radsport ebenso für die gemeinsame Rücksichtnahme im Straßenverkehr.“ sagt Dr. Ringo Grombe vom Kulturwerkstätten JohannesHof e.V..
Hintergrund
Über 20 Banner mit der Aufschrift RADWEGBAU JETZT hat der ADFC bereitsan sächsischen Staats- und Bundesstraßen aufgestellt. Mit der sachsenweiten Banneraktion möchte der ADFC Sachsen auf fehlende sichere Radwege an vielen unterschiedlichen Stellen aufmerksam machen. Sie mahnen die Sächsische Staatsregierung, endlich mehr Tempo zu machen beim Bau von Radwegen. Denn der Radwegebau an Kreis-, Staats- und Bundesstraßen geht in Sachsen nur schleppend voran: Nur etwa 18% der sächsischen Staats- und Bundesstraßen sind aktuell mit einem Radweg ausgestattet. Es fehlt nicht nur Geld für den Bau sicherer Wege, auch die Planungsprozesse dauern sehr lange, weil Personal fehlt und der Radwegebau nicht die nötige Priorität hat. Der ADFC hat sachsenweit 9.500 Mitglieder, davon aktuell 86 im Landkreis Mittelsachsen.
Der Kulturwerkstätten JohannesHof e.V. setzt sich besonders für die Stärkung der Radkultur und des Radtourismus ein. Mit Unterstützung des simul+Mitmachfonds entsteht im JohannesHof eine Radfahrstation im Außenbereich. Mit einer kleinen Außenküche, Trockentoilette und Werkzeug für kleinere Reparaturen am Fahrrad bietet der JohannesHof die Möglichkeit für eine kurze Pause auf einer Radtour von der Burg Kriebstein zum Klein-Erzgebirge in Oederan. Neben der Förderung der Verkehrssicherheit setzt sich der Johanneshof mit dem Fokus auf den demographischen Wandel für mehr Radtourismus und eine taktstärkere ÖPNV Anbindung im dörflichen Umfeld ein.